Veranstaltung: | Bundesversammlung |
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Antragsteller*in: | Landesversammlung VCP Mitteldeutschland (beschlossen am: 05.03.2022) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 13.05.2023, 10:47 |
TOP 3.1: Antrag auf Änderung des Vereinsnamens des VCP
Antragstext
Die Bundesversammlung möge beschließen, den Vereinsnamen des Vereins von
„Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) e.V.“ in „Verband
Christlicher Pfadfinder*innen (VCP) e.V.“ zu ändern.
Um der Nachhaltigkeit willen wird bestehendes Material nur im Falle einer
ohnehin anstehenden Bearbeitung geändert.
Begründung
2018 traf die Bundesversammlung den Beschluss, dass die Bundesleitung sich in
ihrer Arbeit mehr mit den Themen „gender“ und „gender equality“ beschäftigen
solle. Ein Jahr vorher hatte der Bundesrat beschlossen, dass der VCP fortan die
Diversität unserer Gesellschaft auch in unserer Sprache ausdrücken und sichtbar
machen sollte. Dafür wurde sich auf die Verwendung des „Gendersternchens“
geeinigt. Seitdem hat sich in dieser Richtung einiges in unserem Verband
geändert und, wie wir finden, verbessert. Wir freuen uns, dass der VCP ein für
Vielfalt offener und sensibler Verband sein will und sich diesbezüglich an
vielen Stellen in die richtige Richtung entwickelt. Im Zuge der
gesellschaftlichen Debatte um den sprachlich angemessenen Umgang mit dem Konzept
von Gender hat sich der VCP damals entschlossen, das Gendersternchen in seinen
aktiven Wortschatz und das VCP-Wording, mit aufzunehmen. Seither reden wir von
uns z.B: nicht mehr als Pfadfinderinnen und Pfadfinder, sondern eben von
Pfadfinder*innen. Eine der häufigsten Diskriminierungen die sich für queere
Menschen ergeben, ist das Nicht-Beachten, Nicht-Mitdenken, Nicht-Ernstnehmen der
geschlechtlichen Identität oder der sexuellen Orientierung. Eine Entfernung des
binären Namens unseres Verbandes, hin zu einer Öffnung für alle Geschlechter,
setzt damit ein klares Zeichen und baut genau diese Diskriminierungsform ab.
Denn bei der Gestaltung von Kinder- und Jugendarbeit sollte sich jede
Einrichtung, jeder Verband fragen: Beziehe ich mit meinem Angebot alle Kinder
und Jugendlichen mit ein. Dies beginnt mit einer Formulierung die sich auf alle
Geschlechtern und damit auf alle Kinder und Jugendlichen bezieht.
Wir gendern doch schon – warum müssen wir denn genau unseren Vereinsnamen
ändern?
Unser Verbandsname ist das Repräsentativste, was wir zu bieten haben. Die
Wortbildmarke, in der der Vereinsname enthalten ist, wird in allen
Publikationen, Ausschreibungen und sonstigen Veröffentlichungen des VCP, der
VCP-Länder sowie teils auch der Regionen/Gauen/Bezirken und Stämmen verwendet.
Aktuell drücken wir über unseren Vereinsnamen nach außen genau das nicht aus,
was wir eigentlich wollen: Diversität und Offenheit für Menschen jenseits des
binären Geschlechtersystems.
Doch unser Name besitzt nicht nur eine hohe Außenwirkung, sondern hat auch eine
Signalwirkung für unsere Mitglieder. Da dies die angestrebte Realität im
Verbandsleben ist, muss auch für den Vereinsnamen gelten: Nicht-binäre Menschen
werden ein-, nicht ausgeschlossen.
Welche Nachteile ergäben sich aus einer Änderung des Vereinsnamens?
Die Wortbildmarken, Vorlagen im Schriftverkehr etc. müssten angepasst werden,
was jedoch ein verhältnismäßiger Aufwand sein sollte. Um der Nachhaltigkeit
willen plädieren wir dafür (wie auch beim Beschluss des BR1702) bestehendes
Material nur im Falle einer ohnehin anstehenden Bearbeitung zu ändern.
Könnte es Probleme bei der Eintragung ins Vereinsregister geben?
Davon ist nicht auszugehen. Auch der rdp wird seit der Zusammenfassung des RDP
und des RdP in seinem offiziellen Namen gegendert: Ring deutscher
Pfadfinder*innenverbände e.V.
Welches Genderzeichen ist am sinnvollsten?
Für viele Menschen, die sich sehr intensiv mit der Thematik auseinandersetzen,
stellt sich beim Gendern die Frage: Welches Zeichen verwende ich zum Gendern?
Diese Frage existierte zum Zeitpunkt des BRBeschlusses von 2017 nicht in dem
heutigen Maße, deswegen möchten wir sie an dieser Stelle bewusst aufführen. Denn
sie hat insofern Relevanz für diesen Antrag, als dass es perspektivisch nicht
sinnvoll wäre, den Vereinsnamen gendergerecht anzupassen, wenn der VCP in naher
Zukunft mit einer anderen Form anstelle des Sternchens gendern würde.
Für das Gendersternchen spricht, dass es das am häufigsten verwendete Zeichen
für geschlechtergerechte Sprache und das bevorzugte Zeichen der queeren
Community ist. Der Doppelpunkt wird zwar gemeinhin als „blindenfreundlich“
wahrgenommen, ist es aber laut dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband
(DBSV) genauso wenig wie der Genderstern. Deshalb rechnen wir damit, dass das
Gendersternchen somit auch in Zukunft das vorherrschende Zeichen für
geschlechtersensible Sprache im VCP sein wird.
Wurde diese Frage eigentlich schon auf dem BR1702 diskutiert, als die Gender-
Schreibweise beschlossen
wurde?
Dem Protokoll (Auszug siehe Anhang) zufolge nicht: „Eine Umformulierung der
Verbandsbezeichnung ist
vorerst nicht geplant“. Siehe dazu das Protokoll zum BR1702, Seite 10 (TOP D10).
Nun lässt sich einwenden, dass die Debatte um „korrektes“ Gendern nicht
abgeschlossen ist. Aber welche Debatte ist das jemals? Es erscheint uns deshalb
argumentativ irreführend, diesen Einwand vorzubringen. Mit geschlechtersensibler
Sprache wollen wir möglichst viele Menschen in unserer Verbandssprache
integrieren. Wenn wir eine Änderung wollen, dann sollten wir diese als Verein
auf ganzer Linie durchsetzen - auch im Vereinsnamen.
Anhang: Protokollauszug aus dem Protokoll des BR1702, TOP D10:
Gender und Schreibweise
Aktuell werden im VCP das weibliche und das männliche Geschlecht in der
Schreibweise aufgegriffen, indem beide Geschlechter aufgeführt werden (z.B.:
Leiterinnen und Leiter).
Jule Lumma (BuVo) stellte verschiedene mögliche Schreibweisen aus der
Arbeitsvorlage vor, sowie deren Ziele, Vor- und Nachteile mit dem Ziel, dass der
BR als zuständiges Gremium eine Schreibweise festlegt. Es soll eine Arbeitshilfe
entstehen. Neue Publikationen sollen nach dieser Arbeitshilfe erstellt werden,
alte Publikationen nur bei Neuauflage überarbeitet werden.
Eine inhaltliche Umformulierung in der Satzung (z.B. Vertretung beider/aller
Geschlechter im BuVo) kann auch an Bedingungen von außen (z.B. durch das
Registergericht) scheitern. Eine Umformulierung der Verbandsbezeichnung ist
vorerst nicht geplant.
Die aej hat für sich die Schreibweise mit Sternchen gewählt und empfiehlt diese
auch den Mitgliedsverbänden.
Auf die Nachfrage von Susi Heinrich (Nordrhein) wird erläutert, dass die
Aussprache eines Sternchens durch eine kurze Pause im Wort erfolgt.
Nach der Anmerkung von Gesine (Sachsen), dass die Sternchen-Schreibweise (wie
z.B. auch Unterstrich-Schreibweise) lt. der Arbeitsvorlage viele Nachteile im
Gegensatz zur neutralen Schreibweise hat, erläutert Jule Lumma (BuVo), dass die
Geschlechterschreibweisen auch unterschiedliche inhaltliche Aussagen haben.
Peter Mestel (BL) unterstützt diese Aussage.
Carina ´neklen`Schwenker (HH) spricht sich aus diesem Grund für das Sternchen
und Unterstrich aus, da diese mehr als nur die klassischen Geschlechter
umfassen.
Johanna (NDS) betont, dass eine Abkürzung der Schreibweise für sie nicht Ziel
sei.
Johanna (BBB) ergänzt, dass mögliche Behinderung beim Lesefluss sich durch
Gewöhnung reduzieren.
Gesine (Sachsen) macht den Vorschlag, die neutrale Schreibweise zu nutzen. Diese
schließt auch alle Menschen ein und stört den Lesefluss nicht. Becci (MV)
unterstützt die Aussage.
Peter Mestel (BL) wiederholt, dass nur das Sternchen explizit ausgedrückt wird,
dass wir mehr als zwei Geschlechter ansprechen. Er sieht dies für den VCP als
passend, zumal andere Verbände (z.B. aej) vorgelegt haben.
Es folgt eine Abstimmung darüber, ob die bestehende Genderschreibweise verändert
werden soll.
Abstimmung zur Änderung der aktuellen Gender-Schreibweise: Ja 9/ Nein 2 /
Enthaltung 3
Zur Debatte stehen:
1) Sternchen-Schreibweise (z.B. Leiter*innen)
2) Neutrale Schreibweise (z.B. Leitende)
3) Neutraler Plural (z.B. Leitix)
Die dritte Variante wurde durch Svante Bornhöft (SH) vorgeschlagen, da sie
ebenfalls mehr als die klassischen Geschlechter umfasst. Diese Schreibweise ist
auffällig, sodass wir die Aussage, dass wir mehr als zwei Geschlechter
anerkennen, hervorheben.
Peter Mestel (BL) sieht in dem neutralen Plural eine größere Herausforderung,
weil es keine definierte Vorlage dazu gibt. Jule Lumma (BuVo) und Carina
´neklen` Schwenker (HH) stimmen diesem zu. Der Nachteil dieser Schreibweise sei,
dass sie noch schwerer vorstellbar und vermittelbar sei. Wenn eine einigermaßen
bekannte Variante gewählt würde, wäre die Hürde bei der Verwendung nicht so
hoch.
GO-Antrag von Mario (BY) auf Vertagung der Abstimmung, da neue Argumente
gekommen sind. Förmliche Gegenrede Martin (RPS). GO-Antrag auf Verschiebung: Ja
4/ Nein 6 / Enthaltung 4
Vorschläge zum Abstimmungsverfahren: Der Bravo schlägt eine Listenwahl mit einer
Stimme pro Stimmberechtigtem.
GO-Antrag von Svante Bornhöft (SH): 3 Stimmen pro Stimmberechtigtem, zu jeder
Variante kann Ja oder Nein gesagt werden. GO-Antrag auf Abstimmungsordnung nach
Svante: Ja 7/ Nein 2 / Enthaltung 5
Abstimmung über Varianten der Gender-Schreibweise:
1) Ja 12 / Nein 1 / Enthaltung 1
2) Ja 4 / Nein 4 / Enthaltung 6
3) Ja 1 / Nein 10 / Enthaltung 3
Die Einführung der Sternchen-Schreibweise (z.B. Pfadfinder*innen) als neue
Genderschreibweise soll nun eingeführt werden.
Jule Lumma (BuVo) schließt ab, dass die Bundeszentrale eine Handreichung
erarbeitet und die Wording-Liste überarbeitet. Aufgrund des Personalwechsels im
Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kann dies noch einige Zeit dauern. Die
Bundesleitung wird ebenfalls noch über den Antrag diskutieren.
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